Was geschah nach Abstürzen alliierter Flugzeuge?
Allgemeine Informationen


Flugzeugabstürze der Royal Air-Force in Köln und dem Kölner Umland 1939-1945
Im Laufe des Krieges wurde Köln 262mal durch Bomberverbände der britischen Royal Air Force, ab Ende 1943 auch von Verbänden der 8. Amerikanischen Bomberflotte, angegriffen.
Aber auch ein- oder zurückfliegende Bomberverbände, die das Ruhrgebiet als Ziel hatten, überquerten dabei Köln und das Umland.
Zum Schutz vor diesen Bomberverbänden und zu deren Abwehr war rund um Köln ein dichter Gürtel von Flugabwehrgeschützen (Flak) aufgebaut worden. (Siehe hierzu ein besonders Kapitel „Flugabwehr“).
Auch die Deutsche Luftwaffe mit ihren Jagdgeschwadern, später auch mit den Nachtjagdgeschwadern , war zum Schutz der Städte an Rhein und Ruhr vor den alliierten Bombern aufgeboten. (siehe hierzu ein besonderes Kapitel „Nachtjagd“)
Sowohl die Flak als auch die Deutschen Jäger schossen dabei eine große Anzahl von britischen und amerikanischen Bombern ab. Aber auch Kollisionen in der Luft und sonstige Unfälle brachten Flugzeuge zu Absturz.
Mit Fortschritt des Krieges, insbesondere nach der Landung der Alliierten in der Normandie am 06. Juni 1944, wurden die Luftkämpfe zwischen einmotorigen Jagdflugzeugen über dem Rheinland immer häufiger. Zum Großteil amerikanische Jagdflieger duellierten sich mit Piloten der Deutschen Luftwaffe. Auch hierbei kam es zu zahlreichen Abstürzen in und um Köln.
Was geschah nach dem Absturz eines britischen Flugzeugs?
Bergung des abgestürzten Flugzeugs
War ein alliierter Bomber abgestürzt, war es an der Schutzpolizei, diesen Absturzort komplett abzusperren. Im Umkreis von mindestens 300 Metern sollte durch 8 bis 10 Soldaten unter Waffen die Absturzstelle abgeriegelt werden. Lediglich hochrangige Offiziere oder Luftwaffenangehörige des Luftgaukommandos hatten Zutritt zur abgestürzten Maschine.
Zivilisten war der Zutritt zum Absturzort streng untersagt, wer sich Teile des abgeschossenen Flugzeugs aneignete, wurde streng bestraft.
Besondere Vorsicht war geboten, wenn das abgestürzte Flugzeug in Brand geriet oder schon brennend abstürzte. Hier bestand höchste Explosionsgefahr durch Flugzeugbenzin, welches sich noch in den Tragflächen befand. Noch größere Gefahr ging jedoch von der Bombenladung und sonstiger Munition aus, die durch das Feuer zur Explosion gebracht wurde. Durch solche Explosionen sind viele Zivilisten, aber auch Feuerwehrleute und Sicherungsposten ums Leben gekommen.
Die Schutzpolizei bzw. die Luftschutzpolizei informierte dann die Fliegerhorstkommandantur in Köln-Butzweilerhof, die daraufhin das Luftwaffenbergekommando informierte. Unter Leitung eines Ingenieurs bargen diese Einheiten die Trümmer der abgestürzten Flugzeuge und führten sie der Wiederverwertung in den Eisenhütten im Ruhrgebiet zu.
Außerdem bargen sie, sofern dies noch möglich war, alle Funkgeräte, Bombenzielgeräte, Lage-und Flugkarten und sonstige Unterlagen, die sich noch im Flugzeug befanden.
Ebenso übernahmen sie die Bergung der toten und verletzten Besatzung.
Über all diese Maßnahmen wurde ein sogenannter „ Anfassbericht“ erstellt, in dem alle wesentlichen Umstände zum Absturz, zur abgestürzten Maschine, dem genauen Absturzort und zu den verletzten bzw. getöteten Besatzungsmitgliedern notiert wurde.
Diese Berichte sind heute nur noch fragmentiert in einigen Archiven vorhanden. Auf Anweisung der obersten deutschen Luftwaffenführung wurden die Anfassberichte zu Kriegsende vernichtet oder im Chaos der letzten Kriegstage vom Personal mitgenommen. Andere wurden von den amerikanischen Streitkräften nach der Besetzung Kölns sichergestellt und in die Suchunterlagen zu eigenen vermissten Maschinen eingebunden.
Nebenbei bemerkt waren diese „Anfassberichte“ nach Kriegsende für diejenigen, die sich dieses Aktenmaterial gesichert hatten, eine unschätzbare Quelle zum Sammeln von Metallschrott.
Stürzte ein einmotoriges Jagdflugzeug ab, geschah dies meist aus großer Höhe und mit hoher Geschwindigkeit. Beim Aufprall auf die Erde bohrte sich die Maschine dabei bis zu sechs-sieben Meter tief ins Erdreich. Zurück blieb ein mehr oder weniger tiefer Krater an der Oberfläche und einige Trümmer der abgescherten Tragflächen. Zu Anfang des Krieges machten sich die Bergekompanien noch die Mühe, diese Maschinen auszugraben und den toten Piloten zu bergen. Mit weiterem Fortgang des Krieges wurden lediglich die an der Oberfläche liegenden Trümmerteile eingesammelt und der Wiederverwertung zugeführt.
Viele Maschinen sind bis heute nicht geborgen, die Piloten gelten weiterhin als vermisst. Deren Bergung ist heute um so schwieriger, da der genaue Absturzort oft nicht oder nicht mehr bekannt oder völlig unzugänglich ist.
Im Verlauf der Kriegsjahre 1944 – 45 waren die Bergekompanien personell völlig ausgedünnt, das Personal für die Trümmerbergung war in diesen Einheiten schlichtweg nicht mehr vorhanden. Es wurden dann lediglich die noch zu verwendenden Trümmerreste geborgen. Für diese Arbeiten wurden oftmals Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter eingesetzt, als Bergungsfahrzeuge dienten oft genug die Erntewagen der ortsansässigen Bauern, die für diese Arbeiten auch entlohnt wurden.
Bergung der toten und verletzten Besatzung
Verletzte Mitglieder der Besatzung wurden in ein deutsche Militärlazarett gebracht und nach ihrer Genesung in ein deutsches Kriegsgefangenenlager überstellt. Alle Soldaten wurden unmittelbar nach ihrer Verhaftung bzw. ihrer Entlassung aus dem Lazarett zum Verhör ins Durchgangslager-Luft (DULG-Luft) in Oberursel verbracht und später in ein Kriegsgefangenenlager eingewiesen.
Tote britische Soldaten wurden ins Reservelazarett nach Köln-Nippes überführt. Hier wurde auf dem Formular „Nachweis über den Sterbefall eines Wehrmachtangehörigen“ der Tod des Mitglied der Royal Air Force dokumentiert. Es gab also kein gesondertes Formular, den Tod alliierter Soldaten zu dokumentieren, hierzu wurde einfach das Formular I/0348 „zweckentfremdet“.
Eine standesamtliche Sterbeurkunde wurde nicht ausgestellt. Denn nach einem Erlass des Reichsministers des Innern vom 07. Mai 1943 an alle Landräte und Oberbürgermeister durften
„Sterbefälle von Angehörigen einer feindlichen Wehrmacht, insbesondere von Angehörigen der Besatzung der über dem Reichsgebiet zum Absturz gebrachten oder abgestürzten feindlichen Flugzeugen nicht mehr standesamtlich dokumentiert werden“.
Auf dem Formular wurde, sofern dies feststellbar war, der Name und der Dienstrang des Toten vermerkt. Ebenso der Todestag, die Todesstunde und der Auffindeort. Bei den letzten Angaben ist jedoch im Hinblick auf den Wahrheitsgehalt Vorsicht geboten. Stürzten zum Beispiel drei Flugzeuge an einem Tag in oder um Köln ab und die Besatzungen fanden dabei den Tod, dann kam es sehr schnell zu Verwechslungen. Die meist verbrannten und verstümmelten Leichen wurden im Reservelazarett nach der Reihe untersucht. Konnte kein Name oder Dienstgrad festgestellt werden und war keine Erkennungsmarke vorhanden, dann wurde der Tote als „ unbekannter Flieger oder unbekannter Engländer“ verzeichnet. Und so konnte es vorkommen, dass für alle dort zur Identifizierung liegenden Soldat der gleiche Auffindeort, Zeitpunkt und die gleiche Uhrzeit verzeichnet wurde. Eine Tatsache, die heute die Zugehörigkeit des unbekannten Toten zum passenden Flugzeug und zum tatsächlichen Absturzort nicht gerade erleichtert.
Weiterhin wurde die Todesursache vermerkt, oftmals „ völlige Körperzertrümmerung“ oder „völlige Verbrennung durch Flugzeugabsturz“.
Weiterhin ist auf dem Formular die Grablage, der Friedhof sowie der Tag und die Stunde der Beisetzung vermerkt.
Britische Besatzungen wurden fast ausschließlich auf dem Kölner Süd-Friedhof beigesetzt. Ein Teil des Friedhofs, seit dem ersten Weltkrieg bis zum heutigen Tage britischer Besitz, war für alle in und im weiten Umkreis von Köln gefallenen britischen Besatzungen erste Ruhestätte. Erst nach Ende des Krieges wurden fast alle britischen Soldaten exhumiert und außerhalb Deutschland zur endgültigen Ruhe gebettet.
Südfriedhof Köln
