Bombenangriffe auf Köln
Köln im Luftkrieg
Köln war eine der am stärksten bombardierten Städte Deutschlands.Der erste Bombenangriff erfolgte am 13. Mai 1940, in Bayenthal, im Rheinauhafen und an der Südbrücke fallen insgesamt drei Bomben. Dies ist der Anfang einer verheerenden Bomberstrategie, die Köln bis zum letzten Angriff am 2. Mai 1945 insgesamt 262 mal heimsuchen wird...
Im Jahr 1939 lebten rund 768.000 Menschen in Köln, beim Einmarsch der Amerikanischen Streitkräfte am 07.März 1945 halten sich noch knapp 40.000 im Kölner Stadtgebiet auf, davon jedoch rund 30.000 im rechtsrheinischen Köln. Ca. 20.000 Kölner haben den Luftkrieg mit dem Leben bezahlt, die Zahl der Verletzten beträgt ein Vielfaches.
Unersetzliche Kunstschätze werden vernichtet, zahlreiche Kirchen, Museen, Bibliotheken und über 27.000 Wohngebäude sind zerstört, über 110.000 Wohnungen weisen bei Kriegsende einen Zerstörungsgrad von 60-100% auf. Die Gesamtrümmermenge beträgt, in aufgelockerter Form, rund 30 Millionen cbm.
Unzählige Dokumentationen und Bücher sind über den Bombenkrieg in Köln geschrieben worden. Zeitgenössische Fotografen wie Walter Dick, Hermann Claasen oder Hugo Schmölz haben die Zerstörung der Stadt in mehreren Bildbänden festgehalten.
Zusätzlich zu einigen Fotos aus meiner privaten Sammlung, welche die Zerstörung Kölns im zweiten Weltkrieg zeigen, möchte ich einen ganz besonderen Angriff näher beleuchten. Den Angriff vom 03. zum 04. Juli 1943...
Das obige Foto wurde Ende 1950 aufgenommen. Einige wenige Häuser sind bereits wieder aufgebaut, aber immer noch überwiegen die großen Trümmergrundstücke.
Etwa mittig am linken Rand des Fotos erkennt man vor der Fassaden eines Trümmergrundstücks die Trümmeraufbereitungsanlage der Fa. WASSERMANN. Sie stand an der Waisenhausgasse /Ecke Perlengraben.
Hier wurden die Trümmermassen mit Loren, die von kleinen Dampfloks gezogen wurden, angeliefert und zermahlen. Metall und Holz wurde aussortiert, das zermahlene Steingut weiterverwendet. Der Trümmersplitt wurde mit Zement vermischt und zu neuen Bausteinen verarbeitet, im Volksmund "Galloppsteine" genannt.
Im Hintergrund des Fotos sieht man, das die Hochenzollernbrücke schon wieder den Rhein überspannt.
Besondere Quelle:
Manfred Weichert. "Die Trümmeraufbereitungsanlage der Firma Friedrich Wassermann" Trümmerräumung und Trümmerverwertung beim Wiederaufbau von Köln nach 1945
erschienen in: "Drittes Reich und Nachkriegszeit 1933-1945" Werner Schäfke, Stadt Köln 1993
links:
Mit diesem Schuttmodell wird die zum Kegel aufgeschüttete Kölner Trümmermenge maßstäblich zum Kölner Dom verdeutlicht.
Quelle:
Schuttmodell von Manfred Weichert für Kölner Stadtmuseum.
Foto von W.F. Meier /RBA, veröffentlicht in "Das neue Köln 1945-1995" /Stadtmuseum Köln
Privatarchiv Luftkriegsarchiv Köln
Blick über die zerstörte Altstadt mit dem Dom im Hintergrund.
Quelle:
Foto Schmölz, Stadtarchiv Köln Repro BAL 10886/6
Privatarchiv Luftkriegsarchiv Köln
Oben links: Oben rechts:
der Filzengraben die Große Witschgasse
Quelle:
Privatarchiv Luftkriegsarchiv Köln
Diese Luftaufnahme von 1942 zeigt die Zerstörungen im Hafenviertel. Am unteren Bildrand, auf der linken Insel, erkennt man die teilweise zerstörten Hafengebäude. Hier steht heute das Schokoladenmuseum. Gegenüber der abgeschrägten Kaimauer sieht man die Drehbrücke.
Gut erkennbar auch die schweren Zerstörungen in den Wohnvierteln am Hafen, Am Rothgerberbach und an Teilen des Blaubach. Weiter oben erkennt man rechts den Wasserturm, heute ein Hotel der Spitzenklasse.
Quelle:
Foto Luftgaubildstelle VI, Inv.-Nr 35/60, Stadt Köln BAL 10886/5 Repro
Privatarchiv Luftkriegsarchiv Köln
Der Bombenangriff auf Köln am 04. Juli 1943
Einer von vielen Bombenangriffe auf Köln ist auch der schwere Angriff in der Nacht vom 4. Juli 1943 auf die rechtsrheinischen Stadtteile Deutz, Kalk, Poll und Mülheim. Ebenso in Mitleidenschaft gezogen wurden dabei die linksrheinischen Stadtteile Bayenthal, Marienburg und Zollstock.
Das Bomber Command schickte 653 Bomber über die Stadt am Rhein. Um 00:40 Uhr begann der Angriff, der in mehreren Wellen erfolgte. Nachdem um 02:47 Uhr Entwarnung gegeben wurde, bot sich ein Bild des Grauens: 49 Luftminen, 814 Sprengbomben verschiedener Größe und fast 130.000 Brand und Phosphorbomben hatten ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt. 2.200 Häuser waren total zerstört, mehre Kinos, Kirchen, Krankenhäuser und Eisenbahnanlagen waren zerstört.
Mindestens 588 Menschen fanden dabei den Tod und mehr als 1000 wurden zum Teil schwer verletzt.
Einer der Betroffenen war meine Großmutter mit Ihrere Tochter, meiner Mutter. Sie wohnten in Köln-Kalk in der Steinmetzstrasse 12. In dieser beschaulichen Bahnarbeitersiedlung
war schon zu Beginn des Krieges eine Sprengbombe in die Gärten hinter den Häusern gefallen. Am nächsten Morgen erschienen unzählige Schaulustige, um sich den Schaden anzuschauen. Zum großen Entsetzen meiner Großmutter hatten Bombensplitter ihren geliebten Obstbaum im Garten gefällt und den Gartenzaun umgerissen. Der Schaden am Haus war gering, einige Fensterscheiben waren zu Bruch gegangen und ein paar Dachpfannen hatten sich durch die Druckwelle verschoben. Zum Glück kam niemand bei diesem Bombenabwurf zu Schaden.
Das untere Foto zeigt die Rückseite des Hauses Steinmetzstr. 12 in Köln Kalk. In der Türe meine Großmutter, mein Großvater ist schemenhaft im oberen Fenster zu erahnen..
Quelle: Privatarchiv Luftkriegsarchiv Köln
In der Nacht des 04. Juli 1943 wurde die Steinmetzstrasse dem Erdboden gleichgemacht. Meine Großmutter und meine Mutter wurden im Keller ihres Hauses verschüttet und erst nach über 24 Stunden unverletzt geborgen. Sie hatten noch das, was sie auf dem Leibe trugen, ihr gesamtes Hab und Gut war innerhalb weniger Minuten zerstört und lag unter den Trümmern. Da in die Trümmer des Hauses auch noch Brandbomben gefallen waren, fanden sie Tage später in den Schuttmassen außer ein paar Tellern nichts mehr, was noch zu gebrauchen war.
Vom Kriegsschädenamt wurde den beiden Frauen ein sogenannter "Fliegerschadenausweis" ausgestellt, mit dem eine Ummeldung an einen anderen Aufenthaltsort möglich war. Aber mit diesem Ausweis konnten auch erste lebensnotwendige Dinge beschafft werden, wie hier zwei paar Strassenschuhe..
Unten abgebildet die Vorder- und Rückseite des Fliegerschädenausweises meiner Mutter
Quelle:
Privatarchiv Luftkriegsarchiv Köln